März 2018

540 Millionen Menschen leiden weltweit an Kreuzschmerzen. Es ist die häufigste Ursache für permanentes Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess. Eine neulich publizierte Studienreihe in der renommierten Zeitschrift "The Lancet" deckt grosse Missstände im Umgang mit diesem globalen Gesundheitsproblem auf. Die von über 30 Wissenschaftlern aus 13 Ländern zusammengetragenen Erkenntnisse sprechen eine deutliche Sprache. Sogar in hoch entwickelten Ländern werden Erkenntnisse aus der Wissenschaft bei der Behandlung von Rückenschmerzen weltweit ignoriert.

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Es werden allzu oft noch Behandlungskonzepte angewendet, welche erwiesenermassen nutzlos oder gar schädlich sind. So werden z.B. allzu viele Medikamente (insbesonder Opioide) verschrieben, unnötige Operationen durchgeführt und unnötige Röntgen- oder Magnetresonanz-Bilder angefertigt. Die Kostenfolgen sind enorm. 

Konservative Behandlungsformen wie Chiropraktik, medizinische Massage oder Physiotherapie können in akuten Phasen Linderung verschaffen und sollten laut Erkenntnissen der Studien gegenüber invasiveren Behandlungsmethoden stets bevorzugt werden. 

Rückenschmerzen sind eine komplexe Angelegenheit. Man weiss heute, dass psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Menschen aus tieferen Einkommensschichten sind z.B. deutlich häufiger betroffen. Die allermeisten Formen von Rückenschmerzen haben keine ernsthafte Ursache, verschwinden oft von selber und tauchen sporadisch wieder auf. Moderne Behandlungskonzepte sollten darauf ausgerichtet sein, Menschen bei der Bewältigung ihrer Rückenprobleme zu unterstützen und sie zu animieren eine aktive Rolle einzunehmen. Bewegung ist das A und O. Eine Krankschreibung sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen. 

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Der letzte Artikel aus der genannten Studienreihe ist ein Aufruf an sämtliche Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. Sie werden aufgefordert, die bisherigen Strukturen zu überdenken und die eindeutigen Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Entwicklung von zeitgemässen Behandlungskonzepten einfliessen zu lassen.
 

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