Migräne ist schwer heilbar, aber mit Chiropraktik oft gut zu behandeln.

September 2021
 

Die Kopfschmerzen sind fast unerträglich heftig und halten Stunden bis Tage an, pochend, hämmernd, oft einseitig. Nicht selten hindern sie die Betroffenen daran, ihre alltäglichen Aufgaben wahrzunehmen. Unter Migräne leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Rund die Hälfte der Patient*innen muss Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit ertragen. Jede Bewegung oder Routineaktivität wie Treppensteigen verschlimmert die unangenehmen Schmerzen. Viele Betroffene müssen sich daher hinlegen und sich zurückziehen. Die Kopfschmerzen sind so quälend, dass ein normaler Alltag nahezu unmöglich ist. Die Intensität der Attacken kann stark variieren.
In manchen Fällen geht den Kopfschmerzen ein allgemeines Unwohlsein voraus, das einen bis zwei Tage vorher einsetzt, oder sie werden von der sogenannten Aura angekündigt, einer neuropsychologischen Reiz- und Ausfallserscheinung: Typisch dafür sind einseitige Sehstörungen oder Störungen des Geruchsempfindens, Schwindel, Lähmungen und Sprachstörungen.

Wie Migräne entsteht

Die Migräne ist eine neurologische Störung, bei welcher das Gehirn gewissermassen aus dem Gleichgewicht gerät. Dabei lösen verschiede Reize, auf die die betroffene Person überempflindlich reagiert, eine Migräne-Attacke aus. Zu den Auslösern gehören hormonelle Schwankungen im Monatszyklus der Frau, Stress oder die Entralstung von Stress an arbeitsfreien Tagen, eine Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus, emotionale Schwankungen, Erschöpfung, Konsum von Alkohol oder bestimmten Nahrungsmitteln, ungeregelte Malzeiten oder einiges mehr.

Während eines Mirgräneanfalls finden im Gehirn verschiedene Prozesse statt, die vollkommen anders sind als bei gewöhnlichen Kopfschmerzen. Was eine Attacke auslöst, ist von Person zu Person verschieden, doch scheint in jedem Fall ein "Migräne-Generator" aktiv zu werden: Ein verstärkt durchbluteter Bereich im Hirnstamm aktiviert Kerngebiete des Trigeminus-Nervs, was zu einer vorüberhenden Verengung der Blutgefässe des Kopfes und damit zu Schmerzen führt. In dieser Phase tritt oft der Vorbote der eigentlichen Mitgräne auf, die Aura. Die gesteigerte Gehirnaktivität führt zu einer vermehrten Ausschüttung des Botenstoffes Serotonin, das die Blutgefässe verengt und Entzündungen hemmt. Der Serotoningehalt wird aber sehr schnell wieder abgebaut und die entzündungshemmende und somit auch schmerzhemmende Wirkung fällt weg.

Chiropraktik gegen Migräne

Es hat sich gezeigt, dass Migränepatient*innen besonders gut auf Chiropraktik ansprechen, wenn ihre Halswirbelsäule druckempfindlich und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt ist, eventuell auch das Röntgenbild Abnutzungserscheinungen dieses Bereichs der Wirbelsäule zeigt. Da die Produktion des oben erwähnten Serotonins im Hirnstamm gesteuert wird, kann eine chiropraktische Behandlung bei Haslwirbelsäulenstörungen verhindern, dass die Hirnstammgebiete negativ beeinflusst werden, die falsche Menge Serotonin produziert und einen Migräne ausgelöst wird. Im Berich der Brust- und Lendenwirbelsäule haben die so genannten sympathischen Nerven ihre Kerne. Ist deren Funktion gestört, hat dies indirekt Auswirkungen auf die Blutgefässe: Sie werden vom vegetativen Nervensystem mit Signalen versorgt und verengen sich auf das Kommando der sympathischen Nerven. Mit chiropraktischer Behandlung lässt sich diese Funktionsstörung in gewissen Fällen beheben.

Nahrungsmittel als Auslöser

Man geht davon aus, dass drei Gruppen von Nahrungsmitteln für Migräne mitverantwortlich sind. Zur ersten Gruppe gehören Nahrungsmittel, die chemische Verbindungen enthalten, die eine Erweiterung der Blutgefässe im Gehrin verursachen und dadurch den Migränekopfschmerz auslösen. Zu diesen zählen beispielsweise Rotwein und andere alkoholische Getränke, Schokolade, gereifter Käse oder gepökeltes Fleisch. Zur zweiten Gruppe gehören Nahrungsmittel, die Salz oder den Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat enthalten, wie Fertigsuppen und Fertigwürze, Apérogebäck und chinesische Gerichte. Eine dritte Gruppe von Nahrungsmitteln, die Auslöser für Migräneanfälle sein können, sind sogenannte Allergene wie Weizen und anderes Getreide, Milchprodukte, Zitrusfrüchte, Ananas, Trauben, Kaffee, Tee, Schokolade, Zucker und Nüsse.

Medizinische Behandlung

Auf medizinischer Ebene haben sich bei der Akutbehandlung der Migräne Medikamente mit dem Wirkstoff Triptan bewährt. Bei sofortiger Einnahme bei den ersten Anzeichen kann eine Migräneattacke oft gänzlich gestoppt werden. Die Behandlung mit Triptan-Medikamenten ist aber nicht für eine Dauer-Behandlung oder zur Vorbeugung geeignet. Auch eine umgehende chiropraktische Behandlung vermag oft Symptome zu mildern und einer anrollenden Migränewelle den Schwung zu nehmen. Gerade während einer Mitgräneattacke ist das Trinken von viel Wasser von grosser Bedeutung. Als akut schmerzlindernd haben sich auch Pfefferminz- und Ingwertee bewiesen.

Vorbeugende Massnahmen

Für Migräne anfällige Personen gilt es, einen geregelten Lebens- und Schlafrhythums einzuhalten und Stress wenn immer möglich zu vermeiden. Regelmässige Bewegung gilt ebenso als vorbeugende Massnahme wie eine Arbeitszeitgestaltung, die Pausen zum ausreichenden Abschalten zulässt. Bei der Ernährung können Migräne auslösende Lebensmittel mit Hilfe eines Migräne-Tagebuches ermittelt und so zukünftig vermieden werden.

Nach den auslösenden Faktoren für Migräne wird seit Jahrzehnten gesucht. Doch noch immer lassen sich die genauen Auslöser nicht für alle gültig nennen. Jede von Migräne betroffene Person muss für sich herausfiltern, welche Faktoren zum Gewitter im Kopf führen.

Und sehr oft kann die Chiropraktik helfen, dem Gewitter rechtzeitig auszuweichen: Die Nelson-Migräne-Studie hat gezeigt, dass Patient*innen, die mit Chiropraktik behandelt wurden, über 40 Prozent weniger Rückfälle erlitten als Patient*innen, die medikamentös behandelt wurden.


Erschienen in "Rücken&Gesundheit" 1/15, der Zeitschrift der Patientenorganisation Pro Chiropraktik. Autorin: Anne Peer .
Wir bedanken uns herzlich für die Genehmigung zur Publikation auf unserer Webseite.


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