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Rückenschmerzen gehören in der Schweiz zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Vier von fünf Erwachsenen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Rückenschmerzen, die von leichten Verspannungen bis zu starken Kreuzschmerzen reichen können.
 

Oft sind diese Schmerzen zwar unangenehm, aber harmlos, und klingen nach einiger Zeit von selbst wieder ab. Dennoch können wiederkehrende oder chronische Rückenschmerzen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sind ein häufiger Grund für Arbeitsausfälle.

Mai 2025

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Welche Arten von Rückenschmerzen gibt es?

Rückenschmerzen lassen sich auf verschiedene Weise einteilen. Fachpersonen unterscheiden vor allem nach Dauer, Lokalisation und Ursache:

Nach Dauer: Akute, subakute und chronische Rückenschmerzen

Man spricht von akuten Rückenschmerzen, wenn die Beschwerden bis zu 6 Wochen anhalten, und von subakuten bei einer Dauer von 6 bis 12 Wochen. Alles darüber hinaus gilt als chronischer Rückenschmerz. Akute Schmerzen treten oft plötzlich auf (z.B. nach einer ungünstigen Bewegung oder Belastung) und bessern sich meist innerhalb einiger Wochen.
 

Chronische Rückenschmerzen dauern länger als drei Monate und können wiederkehrend oder dauerhaft sein. Sie erfordern meist eine intensivere, ganzheitliche Behandlung, da sie oft mit Veränderungen im Alltag und in der Schmerzwahrnehmung einhergehen

Nach Lokalisation

Rückenschmerzen können in verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule auftreten. Am häufigsten betroffen ist der untere Rücken (Lendenwirbelsäule). Umgangssprachlich spricht man auch von Kreuz oder Kreuzschmerzen. Solche Schmerzen (auch Lumbalgie oder „Hexenschuss“ bei akutem Einschiessen) können plötzlich oder schleichend einsetzen.
 

Auch Nackenschmerzen (Halswirbelsäule) sind sehr verbreitet, oft durch Verspannungen oder Fehlhaltungen verursacht. Seltener sind Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule.
 

Rückenschmerzen können zudem in benachbarte Regionen ausstrahlen. Z.B. von der Lendenregion in das Gesäss oder die Beine (Ischias-Schmerz) oder von der Halswirbelsäule in Schultern und Arme.
 

Die genaue Lokalisation erlaubt oft erste Rückschlüsse: Schmerzen mit Ausstrahlung ins Bein könnten auf eine Nervenreizung (z.B. Ischias bei Bandscheibenvorfall) hindeuten, während lokal begrenzte Verspannungen eher muskulär bedingt sind.

Nach Ursache: Spezifische oder unspezifische Rückenschmerzen

In rund 85% der Fälle finden Ärztinnen und Chiropraktiker keine eindeutige organische Ursache für den Rückenschmerz. Man spricht dann von unspezifischen Rückenschmerzen. Diese treten häufig infolge von Verspannungen der Muskulatur, Verklebungen der Faszien oder milden Fehlfunktionen der Wirbelgelenke auf, ohne dass eine schwerwiegende Erkrankung dahintersteckt. Unspezifische Rückenschmerzen werden daher auch als „gutartig“ oder "funktionell” bezeichnet. Sie klingen oft innerhalb von Tagen oder Wochen ab.
 

Demgegenüber stehen spezifische Rückenschmerzen (ca. 15% der Fälle), die auf eine klare zugrundeliegende Erkrankung oder Strukturveränderung zurückzuführen sind. Dazu zählen zum Beispiel Bandscheibenvorfälle mit Nervenkompression, Spinalkanalverengungen (Spinalstenose), Wirbelbrüche (etwa bei Osteoporose) oder entzündliche Ursachen wie Morbus Bechterew (axiale Spondylarthritis).
 

Auch Organerkrankungen können in den Rücken ausstrahlen (z.B. Nierenbeckenentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung), ebenso wie seltene Ursachen wie Tumore oder Infektionen der Wirbelsäule.
 

Diese spezifischen Auslöser sind zwar seltener, müssen aber erkannt werden, da sie eine gezielte medizinische Behandlung erfordern. Warnzeichen wie Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Fieber, unerklärlicher Gewichtsverlust oder Blasen-Darm-Störungen bei Rückenschmerz deuten auf eine ernste Ursache hin - in solchen Fällen sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden.

Was sind die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen?

Bei unspezifischen Rückenschmerzen lassen sich zwar keine strukturellen Schäden als klare Ursache ausmachen, doch wissen wir viel über häufige Auslöser und Einflussfaktoren, die Rückenschmerzen begünstigen:

1. Muskuläre Verspannungen und Fehlbelastungen

Die meisten akuten Rückenschmerzen entstehen durch überlastete oder verhärtete Muskeln im Rücken. Langes Sitzen in ungünstiger Haltung, einseitige Belastungen oder abruptes Heben können zu schmerzhaften Verspannungen führen.

Viele Betroffene berichten, ein „falscher Move“ wie z.B. ruckartiges Bücken oder Drehen habe den Schmerz ausgelöst. Oft steckt dann eine akute Muskelverkrampfung oder kleine Zerrung dahinter.

Auch verkürzte Strukturen und Fehlhaltungen (etwa ein Hohlkreuz oder Rundrücken) können auf Dauer Schmerzen verursachen, weil sie die Wirbelsäule ungleich belasten.

2. Degenerative Veränderungen

Mit zunehmendem Alter unterliegt die Wirbelsäule normalem Verschleiss. Bandscheiben verlieren an Elastizität und Höhe, die kleinen Wirbelgelenke können arthrotische Veränderungen zeigen.

Solche degenerativen Veränderungen sind bei älteren Menschen häufig und können Rückenschmerzen begünstigen. Typische Beispiele sind Bandscheibenschäden (Protrusionen oder Vorfälle) oder Spondylose (Knochenanbauten an den Wirbeln).

3. Entzündliche und andere spezifische Ursachen

Zu den selteneren, aber wichtigen Ursachen zählen entzündliche Rheuma-Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew), bei denen v.a. nächtliche und morgendliche Kreuzschmerzen auftreten, oft mit Besserung durch Bewegung.

Auch Osteoporose (Knochenschwund) kann Rückenschmerzen verursachen, teils durch Wirbelbrüche.

Unfälle und Traumata (wie z.B. ein Sturz, Schleudertrauma bei Autounfall) sind ebenfalls mögliche Schmerzursachen. Auch können, wie erwähnt, innere Organe Schmerzen in den Rücken projizieren (Nieren, Magen/Darm, Gallenblase, etc.), was bei anhaltenden oder ungewöhnlichen Rückenschmerzen mit berücksichtigt wird.

4. Psychische Faktoren und Stress

Rückenschmerzen haben nicht nur körperliche Auslöser. Stress, Anspannung und seelische Belastungen können muskuläre Verspannungen verstärken und Schmerzempfinden beeinflussen.

Menschen, die unter grossem beruflichen oder privaten Stress stehen, klagen häufiger über Rückenschmerzen.

Psychische Faktoren wie Ängste (z.B. die Angst vor Bewegung aus Furcht vor Schmerzverstärkung) können zudem dazu führen, dass Betroffene Schonhaltungen einnehmen oder sich weniger bewegen.

Risikofaktoren für Rückenschmerzen im Alltag und Beruf

Bestimmte Risikofaktoren des modernen Lebens führen dazu, dass Rückenschmerzen so verbreitet sind. Laut einer repräsentativen Schweizer Umfrage aus dem Jahr 2020 hatten 50% der Befragten mindestens mehrmals pro Monat Rückenschmerzen. Nur noch 2% gaben an, nie Rückenschmerzen zu haben. In der Schweiz, einem Land mit sowohl vielen Bürotätigkeiten als auch körperlich anspruchsvollen Berufen, sind folgende Punkte besonders relevant:

1. Bewegungsmangel und langes Sitzen

Viele Schweizerinnen und Schweizer verbringen einen Grossteil des Tages im Sitzen. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung sitzt über 6 Stunden täglich, oft in statischer Haltung.

Dieses Verhalten wirkt sich ungünstig auf den Rücken aus: Muskeln werden abgeschwächt, die Bandscheiben weniger ernährt, und Fehlhaltungen (z.B. nach vorn gebeugter Nacken) schleichen sich ein.

Studien empfehlen, langes Sitzen alle 30-60 Minuten zu unterbrechen und sich zwischendurch zu bewegen. Wer im Alltag wenig aktiv ist und die empfohlene körperliche Aktivität nicht erreicht, hat ein deutlich höheres Risiko für Rückenschmerzen. Bewegungsmangel gilt daher als zentraler Risikofaktor.

2. Schwere körperliche Arbeit und einseitige Belastungen

Nicht nur das viele Sitzen im Büro, auch körperlich harte Arbeit kann dem Rücken zusetzen. Menschen in Berufen mit regelmässigem Heben und Tragen von Lasten, häufigem Bücken oder Arbeiten in Zwangshaltungen (z.B. gebückt auf dem Bau, in der Pflege beim Umlagern von Patienten) sind überdurchschnittlich oft von Rückenschmerzen betroffen.

Falsche Hebetechniken oder das Tragen sehr schwerer Lasten ohne Hilfsmittel erhöhen die Belastung der Bandscheiben enorm. Auch einseitige repetitive Bewegungen oder stundenlanges Stehen können Rückenschmerzen fördern.

3. Alter und Geschlecht

Ältere Menschen leiden häufiger unter chronischen Rückenbeschwerden als jüngere, meist aufgrund der genannten Verschleisserscheinungen, die mit dem Alter zunehmen.

Auch Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Hormonelle Faktoren oder Unterschiede in Muskulatur und Bindegewebe könnten eine Rolle spielen.

4. Übergewicht und Rauchen

Übergewicht (Adipositas) erhöht die mechanische Last auf Wirbelsäule und Gelenke, was auf Dauer Schmerzen und Arthrose begünstigt. Jede überflüssige Körpermasse muss bei jedem Schritt mitgetragen werden. Vor allem der untere Rücken leidet unter einem ausgeprägten Bauchumfang (Hohlkreuzbildung).

Rauchen wiederum schädigt die Durchblutung und den Stoffwechsel der Bandscheiben. Studien der Rheumaliga Schweiz zeigen, dass Raucherinnen und Raucher deutlich häufiger Rückenschmerzen haben als Nichtraucher.

5. Frühere Rückenschmerz-Episoden

Wer in der Vergangenheit bereits Rückenschmerzen hatte, läuft Gefahr, erneut davon geplagt zu werden. Tatsächlich ist das Risiko für einen Rückfall etwa viermal höher, wenn man schon einmal eine Rückenepisode erlebt hat. Das liegt daran, dass oftmals die gleichen ungünstigen Muster (schwache Muskulatur, bestimmte Belastungen oder auch Ängste) bestehen bleiben.

Die Rolle der Chiropraktik bei Rückenschmerzen

In der Schweiz spielt die Chiropraktik eine wichtige Rolle in der Behandlung von Rückenleiden. Chiropraktorinnen und Chiropraktoren sind hochqualifizierte Fachleute für den Bewegungsapparat, mit einem sechsjährigen universitären Medizinstudium und zusätzlicher Spezialisierung. Bei Rückenschmerzen sind Chiropraktoren oft Erstansprechpartner, insbesondere wenn es um mechanische Funktionsstörungen der Wirbelsäule geht.

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Typische chiropraktische Techniken sind präzise Gelenkmanipulationen und Mobilisationen: Zum Beispiel das Lösen blockierter Wirbelgelenke durch einen kurzen Impuls, Dehn- und Entspannungstechniken für verspannte Muskeln sowie Anleitungen zu Übungen.

Durch diese manuellen Therapien lassen sich Schmerzen häufig rasch lindern und die Beweglichkeit verbessern.

Bei akuten Kreuzschmerzen kann eine chiropraktische Justierung z.B. einen blockierten Lendenwirbel entlasten; bei Nackenschmerzen werden verspannte Muskelstränge gelockert und die Halswirbelsäule mobilisiert.

Prävention im Alltag

Bewegung in den Alltag einbauen

Regelmässige körperliche Aktivität ist der wirksamste Schutz vor Rückenschmerzen. Bereits 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche (z.B. zügiges Gehen) werden empfohlen. Bewegung hält die Muskulatur geschmeidig, fördert die Durchblutung der Bandscheiben und verbessert die Körperhaltung.


Kräftigung der Rumpfmuskulatur

Ein starker Rumpf (Bauch- und Rückenmuskeln) entlastet die Wirbelsäule. Durch gezieltes Krafttraining lassen sich die Stabilisatoren der Wirbelsäule aufbauen. Wichtig ist die korrekte Übungsausführung, ggf. angeleitet von Fachpersonen.

Schon 2-3 Trainingseinheiten pro Woche à 20 Minuten können die Wirbelsäulenmuskulatur kräftigen. Auch Sportarten wie Schwimmen, Walking, Pilates oder Yoga sind ausgezeichnet, weil sie den Rücken mobilisieren und stärken.
 

Ergonomie am Arbeitsplatz

Ergonomische Büromöbel (verstellbarer Stuhl, höhenverstellbarer Tisch, richtig positionierter Bildschirm) unterstützen eine gesunde Haltung. Achten Sie darauf, nicht stundenlang in der gleichen Position zu verharren. Stehen Sie mindestens einmal pro Stunde auf, strecken Sie sich oder gehen Sie ein paar Schritte.

Wenn Sie körperlich arbeiten, nutzen Sie wo immer möglich Hilfsmittel (Hebegeräte, Tragegurte) und lernen Sie die richtige Hebe- und Tragetechnik: Aus den Beinen heben, nahe am Körper tragen und ruckartige Drehungen mit Last vermeiden.
 

Rückenfreundliche Alltagsgewohnheiten

Schon kleine Anpassungen können viel bewirken. Schlafen Sie auf einer guten Matratze, die Ihre Wirbelsäule natürlich lagert (weder Hohlkreuz noch Durchhängen). Achten Sie auf bequemes Schuhwerk.

Im Haushalt gilt: Lieber in die Hocke gehen als mit krummem Rücken bücken, und schwere Einkaufstaschen auf zwei Seiten verteilen oder einen Trolley benutzen.
 

Entspannung und Stressabbau

Gönnen Sie nicht nur Ihrem Körper, sondern auch sich selbst regelmässig Pausen. Chronischer Stress führt oft zu verspannter Rückenmuskulatur und erhöhtem Schmerzempfinden.

Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder einfach bewusste Erholung (ein warmes Bad, Sauna, eine Massage) lockern Muskeln und beruhigen das Nervensystem.
 

Körpergewicht und Lebensstil optimieren

Halten Sie wenn möglich ein gesundes Körpergewicht. Jedes Kilo weniger entlastet spürbar die Wirbelsäule und die Gelenke. Eine ausgewogene Ernährung hilft nicht nur beim Gewicht, sondern versorgt Muskeln und Bandscheiben mit wichtigen Nährstoffen. Trinken Sie ausreichend, damit die Bandscheiben „im Saft“ bleiben.