Juni 2020

Erschienen in "Rücken&Gesundheit", der Zeitschrift der Patientenorganisation Pro Chiropraktik Autor: Dr. Thomas Thurnherr, Chiropraktor INTEGRI und Präsident ChiroSuisse

Das Coronavirus hat die ganze Gesellschaft seit Mitte März im Griff. Das Gesundheitswesen - und damit auch der Berufsstand der Chiropraktoren - ist stark betroffen. Gleich zu Beginn der vom Bundesrat angekündigten Restriktionen hat ChiroSuisse eine Taskforce gebildet, um die Mitglieder zu unterstützen. Die Verwirrrung und die Verunsicherungen waren gross. Viele besorgte Mitglieder meldeten sich mit unzähligen Fragen. Die Sorge um Patientinnen und Patienten, Angestellte und die eigene Praxis war enorm.

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COVID-19-Taskforce
 

Die gegründete COVID-19-Taskforce bestehend aus Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitenden der ChiroSuisse-Geschäftsstelle, arbeitete intensiv, teils bis spät in die Nacht. Sie klärte unermüdlich ab, suchte Informationen zusammen, fragte auf Bundesebene und bei kantonalen Stellen nach und schrieb die Bundesräte an. In kurzerZeit konnte sie die Situation erfassen und Massnahmen und Empfehlungen ausarbeiten. Die Verbandsmitglieder wurden laufend per E-Mail informiert. Die häufigsten Fragen wurden zusammengetragen und Antworten dazu aufbereitet und auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite publiziert.
 

Medizinalberuf


Zu Beginn gab es viele Anfragen, ob Chiropraktik-Praxen ganz geschlossen werden müssen. Zwar ist die Chiropraktik ein universitärer Medizinalberuf, der im Medizinalberufegesetz (MedBG) geregelt ist, aber in der ersten Fassung der COVID-19-Verordnung und auch in den dazugehörenden Erläuterungen wurden die Chiropraktik-Fachpersonen schlichtweg vergessen. Weil sie dort nicht erwähnt waren, dauerte es einen Moment, bis klar war, dass Chiropraktik-Praxen wie Spitäler, Kliniken und Arztpraxen als weiterhin öffentlich zugängliche Einrichtungen galten. Wie Hausärzte und Zahnärzte konnten auch Chiropraktoren Notfälle behandeln. Aufgrund der fehlenden Erwähnung gab es aber keine Möglichkeit, an die Schutzmasken heranzukommen, die für die Behandlung von Notfallpatienten wichtig sind. Die Schutzmasken seien dem medizinischen Personal verbehalten, heiss es von mehreren Stellen. Die ChiroSuisse-Taskforce erkannte, dass selbst Kantonsärzten z.T das Wissen fehlte, dass Chiropraktorinnen und Chiropraktoren eine medizinische Ausbildung haben und somit medizinisches Personal sind. Schliesslich, nach mehreren Interventionen auf höchsten Ebenen, deklarierte der BAG-Amtsdirektor in einem Schreiben, dass Chiropraktoren ebenfalls bezugsberechtigt sind. Nur - es gab keine Schutzmasken mehr. 

Inzwischen gab es auch aus den Reihen der praktizierenden Chiropraktorinnen und Chiropraktoren Meldungen, dass sie die Praxis schliessen mussten, weil sie selber Symptome aufwiesen.

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Wie weiter?
 

Durch das Ausbleiben der Patienten und Patientinnen sahen sich viele Mitglieder mit der Frage konfrontiert, wie sie ihre Praxis halten können. Die Taskforce klärte die ökonomischen Formalitäten ab. Kurzarbeitanmeldung für die Angestellten ist das eine, aber die selbstständigen Tätigkeiten waren von den bundesrätlichen Massnahmen ausgeschlossen. Die Umsatzeinbussen sind substantiell. 
ChiroSuisse wird sich weiter dafür einsetzen, dass die bundesweite Planung künftig die Chiropraktik-Praxen explizit mit einbezieht und so auch in Krisenzeiten gewährleistet bleibt, dass Patientinnen und Patienten bedarfsgerecht weiterbetreut werden können.


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