September 2018

Mythos #1:

Je intensiver die Rückenschmerzen, desto schlimmer die Diagnose

Falsch. Im Akutfall macht uns ein Schmerz darauf aufmerksam, dass geschont werden muss, weil eine Verletzung vorliegt. Bleibt der Schmerz aber länger bestehen, ist er unangebracht und verliert seine Schutzfunktion. Nicht selten sind Schmerzen vorhanden, obwohl keine Gewebsschädigung vorliegt. Umgekehrt verursachen degenerative Veränderungen an Bandscheiben und Wirbeln häufig keine Schmerzen.

Mythos #2:

Rückenschmerzen sind eine Alterserscheinung

Das stimmt nicht. Aufgrund der veränderten Lebensweise klagen zunehmend auch junge Menschen über Rückenprobleme. Zu den Ursachen zählen unter anderem Bewegungsmangel, Übergewicht und starke körperliche und psychische Belastungen. 

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Mythos #3:

Gerades Sitzen schützt vor Rückenschmerzen

Das stimmt nicht. Wer sich bemüht, ständig gerade zu sitzen, fördert Rückenschmerzen eher als dass er ihnen vorbeugt. Schiefes, krummes Sitzen oder ein falscher Stuhl sind wohl für Rückenschmerzen verantwortlich, aber wissenschaftlich betrachtet gibt es keinen Zusammenhang zwischen den Sitzpositionen und dem Auftreten von Rückenschmerzen. Eine perfekte Sitzposition gibt es nicht. Besser ist es, die Sitzposition immer wieder zu wechseln: mal auf dem Sitz nach vorne rücken, sich zurücklehnen, den Rücken gerade machen, sich zusammensinken lassen, sich strecken. Wichtig ist, dass Sie nicht lange Zeit starr in einer Haltung verbringen. 

Mythos #4:

An Rückenschmerzen sind meistens die Bandscheiben schuld

Falsch. Bei weniger als 20% der Rückenschmerzen sind die Bandscheiben im Spiel. Vielmehr gehen Rückenschmerzen in den allermeisten Fällen von Verspannungen einer schwachen Rückenmuskulatur und verkürzten, unelastischen Bändern oder Problemen in den Wirbelgelenken aus. 

Mythos #5:

Bei Rückenschmerzen muss man röntgen oder in die Röhre

Falsch. Bildgebende Verfahren sind meist nicht notwenig oder hilfreich bei der Diagnose und Behandlung von Rückenschmerzen. Muskelverspannungen, die Hauptursache von Rückenschmerzen, lassen sich auf dem Röntgenbild nicht erkennen. Degenerative Veränderungen an Bandscheiben und Wirbeln sind zwar auf dem Röntgenbild erkennbar, stehen aber nicht unbedingt in Zusammenhang mit Rückenschmerzen. Viele Menschen mit diesen Verschleisserscheinungen haben keine Beschwerden

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Mythos #6:

Wer Sport treibt hat keine Rückenschmerzen

Das stimmt nur teilweise. Eine starke Rücken- und Bauchmuskulatur schützt vor Rückenschmerzen, und diese lässt sich durch Sport aufbauen. Dabei kommt es aber auf die Sportart an. Sportarten, bei denen es wiederholt zu Überstreckungen der Wirbelsäule, zu schnellen Dreh-


bewegungen oder der Bildung eines Hohlkreuzes kommt, können dem Rücken schaden. Es gibt nicht eine perfekte Sportart für den Rücken. Wichtig ist, dass der Sport für den Ausübenden machbar ist und Spass bereitet!

Mythos #7:

Bei Rückenschmerzen durch Bandscheibenvorfall muss operiert werden

Das stimmt nicht. Eine Operation ist dann angezeigt, wenn ein Bandscheibenvorfall zum Notfall wird. Zum Beispiel wenn die Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktionieren oder bestimmte Muskeln sehr geschwächt sind. Dies passiert eher selten. Schmerzlindernde Behandlungen helfen, dass die Schmerzen wieder abklingen oder der Betroffene mit den Beschwerden zurechtkommt.

Mythos #8:

Rückenschmerzen sind ein medizinisches Problem und haben mit der Psyche nichts zu tun

Falsch. In beiden Richtungen besteht der Zusammenhang zwischen Seele und unserem Rücken. Einerseits schlagen sich chronische Rückenbeschwerden in Depressionen nieder, andererseits können andauernder Stress und Überbelastung zu Verspannungen und damit zu Rückenschmerzen führen.

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Mythos #9:

Stundenlanges Sitzen verursacht Rückenschmerzen

Das stimmt so nicht. Nicht jeder, der aus beruflichen Gründen viel sitzt, entwickelt Rückenschmerzen. Allerdings sollte bei einer Tätigkeit im Sitzen für einen körperlichen Ausgleich vor und nach der Arbeit gesorgt sein. Während der Arbeit tun kleine Bewegungspausen gut (siehe Mythos #3). Zusätzlich hilft ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz.

Mythos #10:

Bei Rückenschmerzen sollte der Rücken geschont werden.

Falsch. Der Rücken ist dafür ausgelegt, sich zu bewegen, und zwar in alle Richtungen. Vermeidet man gewisse Bewegungen, so verliert der Rücken seine Fähigkeit diese Bewegungen auszuführen. Wenn man bei Rückenschmerzen eine Schonhaltung einnimmt, ruft man eine einseitige Belastung hervor. So kommt es zu Verspannungen der Muskelgruppen und die Muskulatur wird geschwächt und die Schmerzen werden verstärkt. Vermeiden Sie daher eine Schonhaltung und bekämpfen Sie die Verspannungen mit gezielten Übungen und ausreichend Bewegung. 
Rückenschmerzen heissen deshalb noch lange nicht, dass Sie arbeitsunfähig sind. Eine Arbeitsunfähigkeit hängt meist von der Art Ihrer beruflichen Tätigkeit ab.

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